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Künstliche Intelligenz: Mitbestimmung wahrnehmen

TBS-Berater*innen Dr. Johanna Renker und Markus Dempki zur Mitbestimmung bei Künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) hält immer stärker Einzug in die Betriebe. Der Grund: Künstliche Intelligenz verspricht erhebliche Effizienzgewinne. Diese Prozesse berühren aber immer auch Fragen der betrieblichen Mitbestimmung. Die TBS-Berater*innen Dr. Johanna Renker und Markus Dempki arbeiten in den KI-Projekten „Zukunftszentrum KI NRW“ und „Arbeitswelt.Plus“. In diesem Interview beschreiben sie, wie Betriebsrat, Personalrat & Co. Künstliche Intelligenz aus der Perspektive der Mitbestimmung angehen können.

Das Thema“ Künstliche Intelligenz“ gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wie ist es dazu gekommen?

Johanna: Künstliche Intelligenz ist aktuell in aller Munde, weil sie rasant fortschreitet und viele Aspekte unseres Arbeitslebens verändert. Insbesondere durch den Chatbot ChatGPT wurde der praktische Nutzen von KI-Lösungen für breite Teile der Gesellschaft deutlich sichtbar und ist nicht mehr wegzudenken.
Welche KI-Anwendungen in den Betrieben gibt es?

Markus: KI-Lösungen können schon heute entlang der kompletten betrieblichen Wertschöpfungskette eingesetzt werden. Vom Bewerbermanagement über die Warenlogistik bis hin zum Kundenservice lassen sich verschiedenste Betriebsprozesse durch Künstliche Intelligenz unterstützen. Insbesondere größere Betriebe machen hiervon aktuell schon Gebrauch, während sich kleinere und mittlere Unternehmen vielfach noch zurückhalten.

Zur Mitbestimmung: Welche Relevanz hat das Thema „Künstliche Intelligenz“ für die Interessenvertretung?

Johanna: Künstliche Intelligenz ist für sie hoch relevant, da sie umfangreiche Änderungen mit sich bringen kann. Dabei geht es nicht nur um technische Aspekte, sondern auch um soziale, ethische und organisatorische Gesichtspunkte. So verändern Chatbots und virtuelle Assistenten die Art, wie Menschen mit Technologie interagieren und möglicherweise auch miteinander. Außerdem müssen sich Unternehmen oft neu organisieren, um KI effektiv zu integrieren, z. B. indem Prozesse komplett digital abgebildet werden. Damit KI-Lösungen eine Unterstützung für die Beschäftigten sind, ist es wichtig, sie im Rahmen der Mitbestimmung wirkungsvoll mitzugestalten.
Wie können diese für die Mitbestimmung relevanten Gestaltungs- und Regelungsmöglichkeiten aussehen?

Markus: Grundsätzlich können KI-Anwendungen durch Einzel- oder Rahmenvereinbarungen geregelt werden. Einige Gremien nehmen zum Beispiel Regelungspunkte zu KI in ihrer Rahmenbetriebsvereinbarung für IT-Systeme auf. Andere entwickeln im Gegensatz dazu eine Einzelvereinbarung und vertiefen in dieser das Thema KI. Wir empfehlen, die einzelnen Regelungspunkte individuell auszugestalten. Wichtig ist, das Thema anzugehen, sich zu informieren und sich nicht verunsichern zu lassen.

Wie kann die TBS die Interessenvertretung bei der betrieblichen Mitbestimmung unterstützen?

Johanna: Geht es um eine erste Orientierung oder um eine Vertiefung zum Thema „Künstliche Intelligenz“, so bietet die TBS hierzu passgenaue Inhouse-Seminare und Veranstaltungen an. Über die Projekte „Zukunftszentrum KI NRW“ und „Arbeitswelt.Plus“ stehen zudem auch kostenlose Qualifizierungs- und Beratungsmöglichkeiten zur Verfügung. Ist eine bestimmte KI-Vereinbarung angedacht, so unterstützen wir gerne durch eine fundierte Beratung in Form von externem Sachverstand. Für die Erstellung einer Vereinbarung hat die TBS verschiedene KI-Tools entwickelt, um das Thema schnell, einfach und wirkungsvoll zu regeln.

Ist Künstliche Intelligenz nur ein Hype oder eine langfristige Veränderung der Arbeitswelt?

Markus: Auch wenn das Thema KI meiner Einschätzung nach aktuell durch die Medien etwas „gehypt“ wird, kommt es durch die Technologie zu bedeutsamen Änderungen im Berufsleben. Insbesondere standardisierte Tätigkeiten werden zunehmend durch KI unterstützt oder ersetzt. Sicherlich werden durch KI auch gänzlich neue Aufgaben und Jobs entstehen, die wir uns heute vielleicht so noch gar nicht vorstellen können.

ChatGPT ist ein Computerprogramm von OpenAI, das Texte schreiben kann. Es wurde mit vielen Informationen gefüttert, um menschenähnliche Antworten zu geben. Das Programm kann für viele verschiedene Dinge genutzt werden, von kurzen Nachrichten bis hin zu ausführlichen Erklärungen.

Projekt
Zukunftszentrum KI NRW

Das Zukunftszentrum KI NRW ist eines von insgesamt elf Zukunftszentren in Deutschland. Zentrale Aufgabe ist die Unterstützung von kleinen sowie mittelständischen Unternehmen (KMU) und Beschäftigten durch kostenlose Beratungs- und Qualifizierungsangebote zu Themen der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz (KI) in der betrieblichen Praxis. Dabei bezieht das Projekt alle Sozialpartner mit ein, um Mitbestimmungsprozesse aktiv zu fördern.

zum Projekt

Projektmitglieder

Förderung

Das Projekt Zukunftszentrum KI NRW wird im Rahmen des Programms Zukunftszentren durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW sowie durch die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert.