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TBS-Umfrage: Wie sieht eine gute Gestaltung einer 4-Tage-Woche aus Sicht der Interessenvertretungen aus?

TBS-Beraterin Dr. Kathrin Drews über die im April durchgeführte Online-Umfrage der TBS

Im Frühjahr hat die TBS unter den Interessenvertretungen in NRW eine Online-Umfrage zur 4-Tage-Woche durchgeführt. Wir wollten wissen, wie die praktischen Erfahrungen in den Betrieben vor Ort ausfallen und welche Anforderungen an eine arbeitnehmerfreundliche Gestaltung bestehen. Über 100 Gremien/-mitglieder haben sich an unserer Umfrage zum Thema „4-Tage-Woche“ beteiligt. Ein großes Dankeschön an alle Teilnehmenden!

Welche Bedeutung hat die 4-Tage-Woche in den Betrieben?

Die Ergebnisse zeigen, dass die 4-Tage-Woche in den Betrieben der Teilnehmenden noch rar gesät ist: In 11 Betrieben ist sie umgesetzt, in 3 Unternehmen ist sie in Planung. Sie ist aktuell kein dominantes Thema und steht erst an sechster Stelle hinter den Themen „Fach- und Arbeitskräftemangel“, „Stress und psychische Belastungen“ und „Überstunden und Mehrarbeit“, um nur die ersten drei Platzierungen zu nennen. Eine Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich wird lediglich in einem der genannten 11 Betriebe gewährt. In den übrigen Fällen wurde die ursprüngliche Arbeitszeit auf 4 Tage verteilt.

Was sind die Ideal-Vorstellungen und Wünsche in den Unternehmen ohne 4-Tage-Woche?

Interessenvertretungen in Unternehmen ohne 4-Tage-Woche verbinden mit ihr die folgenden Ideal-Vorstellungen: 1. Verbesserung der Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf, 2. Erhöhung der Unternehmensattraktivität und 3. Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Rund 65 % – also zwei Drittel der teilnehmenden Interessenvertretungen – fordern die Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich (siehe Abb. 1). Zudem betonen sie, dass die Hoheit über die Verteilung der Arbeitstage bei den Beschäftigten liegen sollte.

Abb. 1: Zwei Drittel der befragten Interessenvertretungen sprechen sich für die Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich aus.

Warum ist die 4-Tage-Woche bislang noch nicht umgesetzt? Was sind die größten Hindernisse?

Das größte Hindernis sind diejenigen Arbeitgeber, die keinen Lohnausgleich gewähren wollen. Außerdem haben die Beschäftigten die Befürchtung, dass sich die Arbeit intensiviert, solange nicht auch eine Aufgabenreduzierung vorgenommen wird. Ein weiteres Hindernis ist der Personalmangel, weil er verhindert, das vorhandene Arbeitsvolumen auf mehr Schultern zu verteilen und so zu bewältigen.

Welche Chancen und Risiken bietet die 4-Tage-Woche?

Die Gewinnung von Fachkräften würde die Einführung einer 4-Tage-Woche begünstigen und – ebenfalls wichtig – die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen verbessern helfen. Als dritter Nutzen wird die „Reduzierung der Krankenquote“ genannt. Hier zeigt sich, wie eng eine Arbeitszeitreduzierung mit den Themen Belastung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen verknüpft ist.

Als Risiken bei der Einführung einer 4-Tage-Woche werden die Arbeitsintensivierung, die Verlagerung der Arbeit auf Mitarbeitende in 5-Tage-Woche/ohne Arbeitszeitreduzierung und der Wegfall von Zeiten mit geringerer Belastung genannt.

Welche Anforderungen haben die Interessenvertretungen an die Gestaltung der 4-Tage-Woche?

Zum Abschluss haben wir die Teilnehmenden gefragt, welche Rahmenbedingungen gegeben sein müssen, um eine 4-Tage-Woche als „gut gestaltet“ zu bewerten (siehe hierzu auch Abb. 2). Die Antworten ergaben folgendes Bild: Eine kollektivrechtliche Regelung (per Tarifvertrag oder Betriebs-/Dienstvereinbarung) wird einer individualrechtlichen bei weitem vorgezogen. Eine Beteiligung der Beschäftigten im Vorfeld wird als entscheidend bewertet.

Aus Sicht der Interessenvertretungen sollte eine 4-Tage-Woche zudem mit einer Reduzierung des Arbeitsvolumens bzw. der Arbeitsaufgaben einhergehen und mit vollem Lohnausgleich umgesetzt werden. Um eine Arbeitsintensivierung zu verhindern, sollten zudem die Arbeitsabläufe verbessert werden. Schließlich sollte die Einführung als Pilotprojekt angelegt sein, damit eine Evaluierung erfolgen kann. Solange eine 4-Tage-Woche noch nicht umgesetzt ist, werden die Einführung der Altersteilzeit und Langzeitkonten als Möglichkeiten genannt, die Arbeitsbelastungen zu reduzieren.

Abb. 2: Die Umfrage gibt für uns wichtige Kriterien an die Hand, mit denen eine 4-Tage-Woche als „gut gestaltet“ betrachtet werden kann.

Welche Erwartungen haben die Interessenvertretungen an die Politik, die Gewerkschaften und die TBS?

Von der Politik wünschen sich die Teilnehmenden die Schaffung gesetzlicher Regelungen, die die Einführung einer 4-Tage-Woche begünstigen. An die Gewerkschaften richtet sich der Wunsch, Tarifverträge und branchenspezifische Lösungen zum Thema zu verhandeln sowie Kampagnen zu starten. Und an uns als TBS wird der Wunsch herangetragen, Betriebsvereinbarungen und Tipps zur guten Gestaltung zu entwerfen. Diesem Ziel, Hinweise zur guten Gestaltung einer 4-Tage-Woche geben zu können, haben uns die Teilnehmenden an der Umfrage einen Schritt nähergebracht. Interessenvertretungen, die noch mehr Informationen benötigen, bieten wir eine fachkompetente Beratung. In der ersten Jahreshälfte 2025 führen wir zudem ein Seminar zum Thema durch.