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Kühlen Kopf bewahren in der Krise

TBS-Beraterin Katja Köhler über Strategien für den Betriebsrat, persönliche Ressourcen und Resilienz zu steigern

Die Auswirkungen der Pandemie auf Unternehmen sind sehr unterschiedlich. Online-Händler oder digitale Kommunikationsplattformen verzeichnen massives Wachstum. Andere Branchen kämpfen mit Auftragsrückgängen, sinkenden Umsätzen oder Problemen in den Lieferketten. Es sind vor allem die negativen Entwicklungen der Pandemie, die sich auch auf die Beschäftigten auswirken. Um Personalkosten auszugleichen, greifen Unternehmen beispielsweise auf Instrumente wie Kurzarbeit zurück. Doch fordern viele Arbeitgeber nunmehr auch Beiträge der Beschäftigten, seien es Arbeitszeitflexibilisierungen, Entgeltabsenkungen durch Notlagentarifverträge oder Personalabbau. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, malen sie eine drohende Insolvenz oder Standortverlagerungen an die Wand. Eine Entwicklung, die nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Betriebsräte unter enormen Druck setzt.

In der Krise besonders gefragt: eine handlungsfähige Interessenvertretung

Druck kann einerseits positiv sein, weil Menschen in solchen Situationen enorm leistungsfähig sind und Energien mobilisieren können. Anderseits kann Druck in negativen Stress umschlagen und eine psychische wie physische Belastung darstellen, die zu Burn-out und Depressionen führen kann. Durch Stress reduziert sich auch die Fähigkeit, zu reflektieren und zu analysieren. Bei schnellem Handeln steigt dadurch die Wahrscheinlichkeit, Dinge zu übersehen und Fehler zu machen. In einer solchen Situation ist es wichtig, Strategien zu entwickeln, mit denen Sie gezielt der belastenden Wirkung entgegenwirken können. Denn gerade in Krisenzeiten ist eine handlungsfähige Interessenvertretung besonders gefragt.

Die wichtigsten Strategien, der Belastung entgegenzuwirken

Im Folgenden die wichtigsten Strategien, um Ressourcen zu aktivieren und die Resilienz zu steigern:

  • Soziale Unterstützung, menschliche Nähe und Austausch sind wichtige Pfeiler für die Widerstandsfähigkeit in Stresssituationen. Es ist deshalb sinnvoll, im Gremium neben dem Austausch von Sachinformationen auch die eigene Gefühlswelt angesichts der belastenden Situation zu thematisieren.
  • Gerade in angespannten Situationen tauchen vermehrt Konflikte auf. Entlasten Sie das Gremium und bearbeiten Sie diese in Form eines Coachings.
  • Es ist empfehlenswert, das operative Handeln denen in die Hände zu geben, die über die meisten Ressourcen verfügen. Bestenfalls kommt jedes Mitglied des Betriebsrats so zu den erforderlichen Entlastungsphasen.
  • Darüber hinaus kann es sowohl für das Gremium als auch für die einzelnen Mitglieder sinnvoll sein, Fähigkeiten zur Stressbewältigung zu erlernen.  
  • Arbeitsorganisatorisch ist eine erhöhte Taktung der Zusammentreffen bei gleichzeitig minimierter Dauer zu empfehlen. Diese Meetings können zudem mit Hilfe digitaler Kanäle erfolgen. Auch sind unbürokratischere Formen der Zusammenarbeit möglich – so etwa kleine Projektteams mit klarer Priorisierung und Aufgabenteilung.
  • Es sollten weitere Ressourcen aktiviert werden. So können etwa zusätzliche Freistellungen gefordert oder externe Unterstützung hinzugezogen werden. Gewerkschaften, Rechtsanwälte sowie Sachverständige bringen die erforderliche Expertise mit, Sachthemen zu bearbeiten, bei der Strategiefindung zu unterstützen und die eigene Arbeitsweise effizienter zu gestalten.

Krisen fordern Interessenvertretungen viel ab und stellen Gremien auf die Probe. Doch kann gerade auch eine Krise der Anlass sein, interne Prozesse und Umgangsweisen zu hinterfragen und nachhaltig zu gestalten.